Unser Handwerk zu Besuch bei der Ausbildungsausstellung in Salzburg (BIM)
Mit insgesamt 7 Obermeistern und 3 Vertretern des Handwerks haben wir uns in diesem Jahr auf den Weg nach Salzburg gemacht, um neue Ideen und Anregungen für unsere Lehrlingswerbung zu finden. Mit dabei waren Martin Reiter und Rudi Waxenberger von der Bauinnung, Kerstin Stadler und Alexandra Geitner von der Friseurinnung, Helmut Priller von der Heizung-Sanitär-Innung, Johann Bernhart mit seiner Frau von der Schreinerinnung, Korbinian Veitl als Vertreter der Zimmererinnung, Claudia Beil von den Unternehmerfrauen im Handwerk, Michael Waldinger und ich selbst, Jürgen Beil, als Obermeister der Maler- und Lackiererinnung Freising-Erding. Die Ausstellung war sehr interessant, jedoch nicht so überragend, wie wir angenommen hatten. Vielen Dank an Kerstin Stadler, die den Kontakt über die Friseurinnung hergestellt hat.
Der Malerstand: „beschämend“
Der Malerstand war von einem Berufschullehrer und einer Gesellin, die mittlerweile im Baustoffhandel arbeitet, belegt. Außer ein paar Mustertafeln und Plakaten war nicht viel zu sehen. Der Stand der Malerinnung hatte mindestens 60 bis 70 qm und strotzte von gähnender Leere. Das Interessanteste war die Kaffeemaschine und die damit verbundenen Anfragen für Kaffee.
Dafür, dass in Österreich Zwangsmitgliedschaft zur Innung herrscht, war der Stand beschämend. Für die Aussteller müsste „Geld ohne Ende“ zu repräsentativen Zwecken zur Verfügung stehen. Noch dazu ist die Standgebühr auf dieser Ausstellung für Innungen kostenlos, wie mir von der Obermeisterin der Friseurinnung bestätigt wurde. Da macht unsere Innung auf Messen mit nur 50 Mitgliedern und 10 qm Ausstellungsfläche schon viel mehr her.
Wie mir berichtet wurde, war am Donnerstag und Freitag eine Airbrushkünstlerin vor Ort, die ihr Können unter Beweis stellte. In den 2,5 Stunden die wir am Sonntag in der Ausstellung verbrachten, konnte ich am Malerstand kein einziges Gespräch mit einem potenziellen Lehrling beobachten, obwohl ich viel Zeit dort verbracht habe. Alles in Allem ist die Situation des Handwerks in Österreich, nicht viel anders als bei uns.
Zimmerer und Frisöre: repräsentiert von Landwirten und leeren Stühlen
Am Stand der Zimmerer sprach ich einen Lehrling an, der Holzschindeln bearbeitete. Leider konnte mir dieser keine Auskunft geben, da er in der Landwirtschaft tätig sei und hier nur aushelfe. Die „Gespräche“ bei der Frisörinnung waren noch weniger erfolgreich: Der Stand mit über 300 qm Ausstellungsfläche hatte außer leeren Stühlen nicht sehr viel zu bieten.
Mein Eindruck: Geld regiert den Azubi-Markt
Negativ ist mir aufgefallen, dass unzählige Großfirmen mit großem Budget um Lehrlinge warben. Das erhöht die Konkurrenz zum Handwerk erheblich. Mehrere LKW-Trucks standen in der Halle, und viele Elektro-, Elektrotechnik- und Mechanik-Firmen warben um Lehrlinge. Eine ganze Halle belegten die unzähligen Schulen die um Schüler warben.
Zahlreiche Universitäten, Fachhochschulen Sprachenschulen Touristikschulen, FOS und BOS und was weiß ich noch was alles waren auf Nachwuchssuche: Von Zahnärzten bis hin zur Bundeswehr waren fast alle Berufe vertreten.
Mein Fazit: wenig Begeisterung fürs Handwerk
Alles in Allem war die Begeisterung fürs Handwerk nicht besonders groß. Die Schüler waren dann doch eher bei den Großkonzernen zu finden, die einfach die bessere Werbung hatten.
Eine gute Idee fand ich, dass die Schüler an verschiedenen Stellen ein kleines Haus zusammenbauen mussten und dadurch verschiedene Handwerke aufsuchen mussten. Die Umsetzung war jedoch etwas schwierig: Ich hätte mir das fertige Teil nicht ins Regal gestellt.
Im Hinblick auf unseren Nachwuchs gibt es nach wie vor viel zu tun: packen wir es an!
Jürgen Beil